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Der Sand in mir

Written by  20 Jan 2012
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Gestern war Sandsturm in Nouakchott. Nicht die Karl-May-Variante glücklicherweise, wo man sich drei Tage eingraben muss, aber auch so äusserst unangenehm. Mein Kehle ist wund und ich huste Sand aus. Gottseidank hat sich der Wind etwas gelegt und es ist wieder erträglich.

Den ganzen Tag über bin ich mit dem Sänger Hammadhi und seinem Perkussionisten Mr.Tall( der heisst wirklich so) durch die Stadt gelaufen, wir habne Tee getrunken und uns unterhalten. Gemeinsam kam die Idee auf, in Zukunft ein Musikfestival in Mauretanien auf die Beine zu stellen, hoffentlich wird das irgendwann Wirklichkeit.

Die Musikszene in Nouakchott ist sehr verschieden von der senegalesischen. Da die mauretanische Musik in der westlichen Welt nicht bekannt ist, sind nur die wenigsten Musiker gereist. Sie hungern nach Austausch, haben aber als Kompensation eine lebendige, starke Musik geschaffen. Während sich im Senegal viele Musiker bei mir beklagt haben, dass bei ihnen nur die Musik der Vergangenheit wiederholt wird und für Neues kein Platz-sprich kein Geld- vorhanden ist, sind die Mauretanier darauf aus zu kreieren.Gleichzeitig gibt es starke Bestrebungen, die Musik der Vergangenheit zu bewahren. Ali Ndao hat mich in die der Universität angegliederten Musikschule mitgenommen. Der Direktor gehört zum Stamm der Soninke, die aus dem Norden Malis stammen. Als ich kam , warteten schon Musiker, die mir einige Lieder vorgespielt haben, natürlich wurde ich aufgefordert, mitzuspielen. Er erzählte mir von seinen Bemühungen und gemeinsam haben wir überlegt, dass es sinnvoll wäre, diese Musik zu notieren, das wäre doch eine gute Aufgabe für die Zukunft. Da es mir hier so gut gefällt, werde ich das vielleicht übernehmen, Inch Allah.

Abends hat mich Ali zu seiner eigenen Band mitgenommen. Obwohl die Rassentrennung hier immer noch überall durchscheint und tatsächlich ein Problem darstellt-fast alle Schwarzen sind Nachkömmlinge der Slaven der Mauren, wie mir heute ein in meinem Hotel lebender senegalesischer Wissenschaftler einer NGO erklärte-arbeiten die Musiker um Ali bewusst dagegen an. In siner Gruppe sind drei Schwarze, zwei Mauren und ein Sänger aus der Sahara. Wunderbare Musik kommt dabei heraus, die das Beste der Welten vereinigt. Wieder haben wir bis spät musiziert. Dazu gabs reichlich starken, süssen Tee, der einen dermassen wachhält, dass ich erst in den Morgenstunden einschlafen konnte.

Heute gehts für zwei Tage zurück nach Dakar. Ich verlasse Nouakchott ungern, die tolle Musik und die unglaubliche Freundlichkeit der Menschen wird mich in den Senegal begleiten und mir im Gedächtnis bleiben!

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