06.02.2013
Einige Gedanken zum Turban
In den letzten Tagen habe ich, wie oben schon beschrieben, einen Turban getragen, aus Notwendigkeit, wie alle das in Mauretanien oder anderen afrikanischen Wüstengegenden tun.
Heute während der äußerst strapaziösen, fast siebenstündigen Fahrt mit dem Buschtaxi von Saint-Louis nach Dakar, auf der ich immer wieder eindöste oder mit halb geschlossenen Augen am Sitz klebte, gingen mir einige Gedanken zu diesem Kleidungsstück durch den Kopf. Ich trage das drei Meter lange, sehr leichte Tuch auf die Weise der Tuareg, wie es mir mein Freund Dhafer Youssef vor vielen Jahren gezeigt hatte. Die Mauretanier binden ihn anders, ich hab es mir zeigen lassen, konnte es aber nicht sofort nachmachen und muss es mir wohl nächstes Mal erklären lassen. Jedes Mal, wenn ich das Tuch anlege, sitzt es ein wenig anders, hat andere Falten, passt besser oder schlechter; er ist gleichsam die Chaostheorie oder das Apfelmännchen der Bekleidung, schon das kann man wohl von keinem anderen Kleidungsstück sagen. Er ist sozusagen das Nonplusultra der Kopfbedeckungen, denn mir fällt kein Hut oder Schleier oder irgendeine Kombination der beiden ein, die ähnlich effizient vor brennender Sonne und Staub und Wind schützen. Aber in Wirklichkeit ist der Turban eine Mehrzweckwaffe und kann für alles mögliche dienen. So kann man mit ihm selbst größere Wunden verbinden, man kann damit einen Feind fesseln, ein Reittier anhobbeln, Essen darauf servieren, Menschen, die in einen Brunnen gefallen sind, damit wieder herausziehen, ihn in einem Sandsturm als Führungsleine benutzen, sich damit tarnen (s.o.), ihn seiner Liebsten zärtlich um den Leib schlingen, ihn schließlich als Leichentuch benutzen. In der Tat ist es wohl das vielseitigste und wirklich genialste Kleidungsstück, das der Mensch erfunden hat, ich lasse mich gern korrigieren. Heute jedenfalls hat er mich wieder gegen Hitze und Fahrtwind und allzu neugierige Blicke und Zudringlichkeiten geschützt, gelobt sei mein Turban!
Zur guten Nacht noch einige Aufschriften auf Werbetafeln, die ich heute da und dort in der Wüste aufgestellt gesehen habe:
Hotel Big Faim
Alle Pestizide, die Sie für Aussaat und Ernte brauchen!
Darling, la Coiffure des Stars!
Ach, übrigens bin ich inzwischen überzeugt, dass " Au Bonheur des Dames" entweder ein Schuhgeschäft oder ein Friseursalon ist......